Dienstag, 14. Oktober 2014
und es ging los...
Dieser Schriftzug findet sich an allen "Enden" von Riga

Neugierig aufs fremde Land
Hab ich alles eingepackt was ich brauche? Keine Ahnung, aber wer kann einem schon sagen was wichtig ist und was nicht, wenn man ein Jahr lang in einem anderen Land wohnt. Ich steh am Bus und verabschiede mich von meinen Eltern. Ein großer Rucksack und ein großer Koffer, meine Trompete und mein Laptop mussten auch noch mit. Endlich geht’s los! Ich bin aufgeregt und freu mich sehr auf die vielen neuen Erfahrungen.

Mein Name ist Arite Broda und ich bin 18 Jahre alt. Vor kurzem habe ich mein Abitur geschafft und mich dazu entschlossen ein Jahr lang nach Lettland zu gehen. Durch eine Schulfreundin bin ich auf das Diakonische Jahr im Ausland gekommen. Dies ist ein Projekt der Evangelischen Freiwilligendienste gGmbH und diese Organisation schickt jedes Jahr viele freiwillige Jugendliche in die ganze Welt. Nach dem Schreiben einer umfangreichen Bewerbung sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch bekam ich einen ersten Brief, indem die Organisation ihr Interesse an mir bekundete. Mir hat von Anfang an sehr gut gefallen, dass wir zu einem Gespräch eingeladen wurden und dort auf unsere Tauglichkeit geprüft wurden. Da ich in meiner Einsatzstelle viel mit russischen Kindern arbeiten werde, war mein Schulrussisch ein guter Pluspunkt, wie auch meine Tätigkeit also Jugendleiter im Musikverein. Jeder Bewerber fühlte sich von Anfang an gut aufgehoben und es wurde und wird von den Verantwortlichen alles daran gesetzt, dass die Jugendlichen gut vorbereitet und vor allem zufrieden sind. Jeder soll sich wohlfühlen bei dem was er macht. Hier geht es nicht um Profit, wie bei anderen Organisationen sondern darum, dass anderen Menschen ganz unkompliziert geholfen wird. Das ist ein tolles Gefühl und gibt auch den jungen Menschen eine Chance anderen zu helfen, die finanziell nicht so gut gestellt sind. Wer helfen will, der kann das auch tun und wird unterstützt!

Ich möchte über meinen Einsatz in diesem kleinen baltischen Staat schreiben, damit gerade hier in Sachsen noch mehr junge Leute aufmerksam werden auf das Diakonische Jahr im Ausland und den Mut haben ein Jahr lang Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht wie uns. Alle die jetzt denken: „Naja ist ja ganz nett aber ich bin gar nicht evangelisch oder überhaupt in der Kirche…“ denen sei gesagt: „Jeder kann mitmachen, wichtig ist nur, dass man offen für etwas neues ist und den Wunsch hat zu helfen.“ Jeder mit Interesse kann ja mal im Internet vorbei schauen auf www.djia.de




Da steh ich jetzt auf dem Busbahnhof in Riga mit meinem Gepäck und total orientierungslos schau ich mich um. Und dann sehe ich sie, die anderen Freiwilligen, die mich abholen wollten. Mein Herz macht einen Sprung und als ich mir später die Stadt zeigen lasse spüre ich, wie die Anspannung von mir abfällt und einer großen unbändigen Freude weicht. Wir sind in Riga und das fühlt sich toll an! Alle Ängste sind vergessen oder rücken in den Hintergrund. Was wenn es mir nicht gefällt? Kann ich den Kontakt zu allen Freunden halten? Dreht sich die Welt auch ohne mich weiter?

Das alles sind Fragen, die mir erst in den letzten Wochen gekommen sind. Als ich vor circa einem dreiviertel Jahr meine Bewerbung ganz spontan nach Hannover geschickt hab, dachte ich nur, dass es bestimmt toll ist mal was anderes zusehen und noch dazu ein Land, das kaum einer kennt. Auf dem letzten Vorbereitungsseminar im Juli in Thüringen hab ich mich dann gefragt ob das so eine gute Idee war und warum ich mir unbedingt das Land der Chöre aussuchen musste(Fragen Sie mal meine Musiklehrerin, was sie dazu sagen würde…) und nicht wie viele anderen nach England oder Frankreich gehen kann. Jetzt denke ich, dass es eigentlich genau das ist, was ich will, weil da eben nur 5 Leute hinfahren und die super nett sind und genau so neugierig auf dieses kleine Land sind wie ich.
Die erste Woche ist geschafft und ich habe mich langsam eingelebt. Jeder Tag ist ein Abenteuer und es dauert sicher noch ein paar Wochen bis das Verkehrsnetz bis ins letzte analysiert und jede kleine Bar in der Altstadt ausprobiert ist.


Dieser Artikel erschien vor ein paar Wochen in der Zeitung. Seitdem haben mich immer wieder Leute gefragt, ob ich nicht einen Blog schreiben will, weil ihnen der Artikel so gut gefallen hat und sie unbedingt mehr über Land, Leute und meine Arbeit hier erfahren möchten. Ich habe euer Flehen erhört!!
Den Artikel empfand ich als guten Einstieg und ich finde, man kann ihn sich auch noch 2-3 mal durchlesen ;)