Samstag, 20. Dezember 2014
10 Dinge, die man über Lettland wissen sollte...
Ihr fragt euch ja sicher alle, wie die Letten so sind. Ob die genau solche Ordnungsfreaks sind wie wir oder doch eher das Chaos bevorzugen. Was essen die so und ist bei denen wirklich die ganze Zeit Winter.
Hier kommen die Antworten ;)
1. Pünktlichkeit und Ordnungsliebe...äh nein! Ich glaube sogar das es dafür auf lettisch gar kein Wort gibt, da hier eh jeder kommt wann er will und sich alle erst wohl fühlen, wenn man gar keinen Durchblick mehr hat.
2. Am allerliebsten essen die Letten: Tomaten, Gurken, Mayonaise, saure Sahne ( mit so einem hohen Fettgehalt gibt es die in Deutschland gar nicht!), und süße Sachen.
3. Sie schwören auf ihr Kümmelbrot ( es ist süß und es gibt es in verschiedenen Stufen an Kümmel und man kann sich dran gewöhnen)
4. Fast alle Letten haben furchtbar schlechte oder gar keine Zähne.
5.Die Menschen hier sind sehr kälteresistent, d.h. die Frauen tragen auch bei -5 Grad noch Minirock und Feinstrumpfhosen...
5. Die lettischen Frauen sind sehr bewundernswert, denn sie schaffen es ohne auch nur einmal umzuknicken mit ihren 11 cm High Heels über das rigaer Pflaster zu laufen. ( Ich hab meine Schuhe nach 5m einfach ausgezogen...)
6. Die Letten sind Weltmeister im verdrängen unangenehmer Tatsachen...egal ob das eine kaputte Glühbirne, eine defekte Alarmanlage oder der spontane Wintereinbruch ist. Die ignorieren das einfach und hoffen drauf, dass sich das Problem in Luft auflöst.
7. Berge sucht man in ganz Lettland vergebens (also ich meine richtige Berge, keine Hügelchen) aber die Letten wollen das einfach nicht wahr haben und deshalb fahren sie jeden noch so kleinen Berg herunter. Als wir unseren Ausflug nach Sigulda geplant haben, meinten ein paar Letten ganz begeistert, dass sie da immer zum Skifahren hinfahren (die meinten ernsthaft Abfahrtski!!!). Wir haben ganz ungläubig auf den Hügel geschaut...
8.Es dauert eine Weile, bis die Letten einen an sich ranlassen...aber wenn das einmal passiert ist sind sie alle sehr nett und freundlich.
9. Lettische Weihnachtsmärkte sind sowas von nicht weihnachtlich!!
10. Die Letten lieben Lichter (vielleicht, weil die Sonne sich hier sehr selten blicken lässt) und haben deshalb ein mehrtägiges Lichterfest und beleuchten gerade jetzt im Winter alle Bäume, Gebäude und Brücken...es ist atemberaubend!!
Also Lettland ist immer einen Besuch wert und Riga ganz besonders...
Wer also mal keine Lust auf Mallorca oder Österreich hat, der kann es ja mal mit dem Baltikum versuchen ;)
Liebe Grüße
Eure Arite (die nach Weihnachten gerne wieder in das schöne Riga zurück gekommen ist :) )



Mittwoch, 19. November 2014
Der 18. November
Am 18. November feiern die Letten ihren Unabhängikeitstag. Der war gestern und wurde ganz großartig begangen aber eben doch ganz anders als wir es kennen...
Dieses kleine Land beeindruckt mich wirklich immer wieder und Julia und ich waren uns einig, dass wir echt neidisch sind. Ich mein in Deutschland gibt es sowas leider nicht, weil man ja immer gleich als Nazi beschimpft wird, wenn man mal ein bissel Heimatliebe zeigt. Dabei wusste schon Kurt Piehlert: " ach der hat kein Herz wohl in seiner Brust, der die Heimat nicht lieben wollt..."
Aber zurück nach Riga...
Den ganzen Tag fanden Kundgebungen und auch Paraden statt. Alle Letten liefen mit diesem gewissen Stolz im Blick umher und ich meine, die können ja auch stolz sein. Vor 96 Jahren, also 1918, wurde zum ersten Mal die Unabhängigkeit Lettlands ausgerufen...die hielt leider nicht lange an, weil so ein dummer deutscher General mit einem dummen russischen General (Pavel Bermont) zusammen das nicht anerkennen wollten...
Besagter russischer Offizier marschiert nun auf Riga mit seinen Truppen, doch die Rigaer ließen sich das nicht gefallen und leisten erfolgreich Widerstand. Das Ende des Liedes...1920 unterschrieb Russland den Friedensvertrag von Riga und erkannte so die Unabhängigkeit Lettlands an. Und Deutschland ?
Tja, wir werden von ein paar sturen alten Männern regiert zu dieser Zeit. Doch die alte Elite soll endlich weg, und so gründet Deutschland seine erste Demokratie. Warum machen wir das nicht zu unserem Nationalfeiertag?
Aber zurück zu unserm kleinen baltischen Staat. Die Letten freuen sich natürlich unglaublich und können ihr Glück kaum fassen. Und dann kommt da ein noch dümmerer Deutscher um die Ecke und macht alles kaputt.
Ja die Rede ist von dem Mann, der uns immer noch die Luft anhalten lässt, wenn wir über seine Taten nachdenken. Aber langsam... erst kommt ein sehr mächtiger und abgrundtief böser Russe und übernimmt Lettland, denn im Hitler-Stalin-Pakt wurde Osteuropa aufgeteilt. Das gesamte Baltikum sieht Stalin schon als sichere Bank, auch ist Riga als Hansestadt und wirtschaftliches Drehkreuz in Nordosteuropa nicht unbedeutend. Doch schon zwei Jahre später, 1941 nämlich, übernahm die deutsche Wehrmacht Lettland. Und so kam es, wie es auch in anderen von Deutschen besetzten Ländern war...es begann auch in Lettland die Judenverfolgung. Hatte das kleine Land zuerst noch gedacht, dass Deutschland die Unabhängigkeit Lettlands achten würde, so folgete bald die harte Realität, denn ein unabängiger Staat war in dem deutschen Programm für Lettland nicht vorgesehen. Vorbei war der Traum von dem eigenen Land.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges hatten die Deutschen natürlich nichts mehr zu melden und so übernahm wieder einmal der Russe die Macht.
So wurden tausende Russen in die baltischen Staaten umgesiedelt und die Letten wurden zu einer Minderheit im eigenen Land und die Zugehörigkeit zur Sowjetunion von der UNO gar nicht erst angefochten.
Doch die Letten sind ein ruhiges Volk, welches sich auch viel gefallen lässt doch irgendwann war es auch den Letten zu viel und so kam es zur "singenden Revolution" im Jahre 1990. Das Volk aller drei baltischen Staaten bildete eine Menschenkette, die von Vilnius nach Riga bis nach Tallin reichte. Millionen von Menschen reichten sich die Hände und sangen!
Es ist unglaublich...an einem warmen Augusttag machen drei kleine Länder Revolution und ihr Anlass? 50 Jahre Hitler-Stalin-Pakt. Das sind 50 zuviel und so geht das Baltikum in die Geschichte ein mit dem "baltischen Weg".
Und wisst ihr was mich am meisten ärgert? Ich hab in der Schule zwei ganze Jahre lang in einem Leistungskurs Geschichte gesessen und es ist nie auch nur der Name gefallen aber dafür weiß ich was ein Mythos ist. Und ich weiß verdammt noch mal alles mögliche über die französische Revolution, ja sogar über ein ganz paar Revolutionen mehr aber nie hat es jemand für wichtig gehalten mir was über die schönste aller Revolutionen zu erzählen, bei der niemand sein Leben gelassen hat und sich mit einem mal alle einig waren und die Russen an die Wand gesungen haben!!! Ja ok wir haben in Deutschland auch unsere "friedliche Revolution" und das ist auch toll und man kann stolz darauf sein auf jeden Fall sogar!
Versteht mich nicht falsch aber das ist unsere deutsche Arroganz, die uns noch bis heute anhaftet. Vielleicht kommt irgendwann mal die Zeit, wo wir über den Tellerrand hinaus schauen und uns für die anderen interessieren und uns ein Beispiel an ihnen nehmen... nicht nur an Amerika, Frankreich oder sonst wem, sondern auch an den kleinen Ländern dieser Welt mit all ihrer Liebenswürdigkeit und ihrer Gabe, einfach mal glücklich zu sein und den Augenblick zugenießen und sei es nur mal für einen Tag...
Ich wünsche mir deshalb auch so einen Tag für uns! Ein Tag der nicht missbraucht wird um rechte Parolen zu brüllen und an dem wir uns nicht als Nazis beschimpfen lassen müssen von allen anderen Ländern, sondern ein Tag an dem wir stolz und glücklich sein dürfen. Auf ein Land, welches zum Glück in seiner Geschichte noch mehr aufzuweisen hat als 15 Jahre Diktaur eines Verrückten.
Also denk darüber nach ;)
Eure Arite (die noch ganz gefesselt ist von dem gestrigen Tag und auch ein Fähnchen geschwenkt hat )



Sonntag, 19. Oktober 2014
Sigulda oder wie wir in 5h 30km gelaufen sind...
Am vergangenen Wochenende haben Liv und ich einen Ausflug nach Sigulda gemacht. Die anderen hatten uns davon erzählt und vor allem von der Natur geschwärmt. So sind wir also am Sonnabend mit dem Zug in Riga gestartet und waren nach gut einer Stunde in Sigulda. Dort angekommen besorgten wir uns eine von diesen kostenlosen Karten aus der Touriinfo. Das war ein Fehler.
Wir entschieden uns für die "Route durch Natur und Landschaft" und machten uns auf den Weg. Die ersten Ziele erreichten wir auch ohne Probleme und so standen wir nach einer Weile vor dem "Turm der Tapferkeit".



Weiter ging es zur "Kaiseraussicht", die zweite wohlgemerkt, an der ersten waren wir schon vorbeigelatscht, und durften den selben Ausblick wie schon Zar Nikolai vor über 150 Jahren genießen.



Laut Karte sollte uns der Weg nun an den Fluss "Gauja" führen und dann an eben diesen entlang zur "Teufelshöhle" auf der anderen Seite.
Da sind wir nie angekommen...
Der Weg war kaum sichtbar...



...und machte den Eindruck, als wenn ihn schon lange keiner mehr gegangen wäre...das hätte uns stutzig machen sollen.
Aber wir liefen gut gelaunt weiter und liesen uns auch nicht von ein paar Hindernissen, die uns den Weg versperrten, abschrecken.



Wir fanden auf dem Matschweg sogar eine Quelle, doch als unser Pfad entgültig in einer Seenlandschaft endete, beschlossen wir umzukehren.
Wir fanden durch Zufall einen anderen Weg und folgten diesem bis auf einen Schotterweg. Fröhlich liefen wir weiter, fest davon überzeugt, dass wir immer noch ungefähr wussten wo wir waren.
Wussten wir nicht!!! Das wurde uns klar als wir vor einem Wegweiser standen, der alle möglichen Wege ausschrieb aber nicht unseren.


Anscheinend war da jemand noch verzweifelter als wir...

Zu unserem Glück kam ein netter englisch sprechender Radfahrer vorbei und sagte uns 1. das wir echt eine schlechte Karte besitzen würden (danke, dass wussten wir schon)
und 2. das unser jetztiger Standpunkt gute 10 km von dem angenommenen entfernt war...
Wir bedankten uns recht freundlich und entschieden das "Drei-Burgen-Route" auch ganz klang. Auf dieser befanden wir uns jetzt nämlich und so überquerten wir nun endlich den Fluss.



Vorerst fanden wir aber keine Burg, sondern nach dem anstrengenden Aufstieg der Treppen eine Art Jugendherberge mit hübschen Hütten und einer tollen Schaukel...



...welche natürlich gleich ausprobiert wurde.
Dann liefen wir wirklich lange und durch Zufall entdeckten wir dann auch mal wieder einen Wegweiser. Die angekündigte Burgruine aus dem Mittelalter sowie das Landgut Krimulda konnten nicht mehr weit sein.
Ein Irrtum.
Laut Karte hätten wir schon längst da sein müssen. Nach einer halben Stunde fanden wir zumindest das Landgut auch wenn es keine Begeisterungsstürme hervor rief. Wir wollten zu dieser Burgruine und endlich fanden wir sie...



Dafür waren wir ca.7 km gelaufen. Zum Glück hatten sie ein Schild aufgestellt...ich wäre nämlich fast dran vorbeigelaufen. Ein Irrtum war ausgeschlossen, da standen lauter Touris mit Kameras herum (übrigens die ersten Menschen seit unserem verlorengehen im Wald, den Fahrradfahrer mal ausgeschlossen)
Wir liefen weiter...auf der Karte war eine Seilbahn eingezeichnet...direkt in unserer Nähe. Haben wir leider erst gesehen als wir den Serpentinenweg hinunter gegangen waren. (also die Seilbahn)
Völlig erschöpft machten wir uns wieder auf den Weg zurück nach Sigulda und machten noch einmal Rast bei dem Erlebnispark "Tarzan".
Wir haben dort die Möglichkeit des kletterns, rodelns oder auch sesselliffahrens gehabt. Da die Energie, wie auch die Motivation am Boden lag, beschlossen wir aber uns zubeeilen, um den letzten Zug nach Riga doch noch zu erwischen.
Wir haben es grade so geschafft und waren uns einig...ja Sigulda begeistert! aber man brauch starke Nerven...
Hier die Karte...



Aber es war trotzdem sehr schön und wir haben viel gelacht und werden uns immer an Sigulda erinnern...



Also immer schön aufpassen, dass ihr nicht verloren geht.
Eure Arite ;)