Der 18. November
Am 18. November feiern die Letten ihren Unabhängikeitstag. Der war gestern und wurde ganz großartig begangen aber eben doch ganz anders als wir es kennen...
Dieses kleine Land beeindruckt mich wirklich immer wieder und Julia und ich waren uns einig, dass wir echt neidisch sind. Ich mein in Deutschland gibt es sowas leider nicht, weil man ja immer gleich als Nazi beschimpft wird, wenn man mal ein bissel Heimatliebe zeigt. Dabei wusste schon Kurt Piehlert: " ach der hat kein Herz wohl in seiner Brust, der die Heimat nicht lieben wollt..."
Aber zurück nach Riga...
Den ganzen Tag fanden Kundgebungen und auch Paraden statt. Alle Letten liefen mit diesem gewissen Stolz im Blick umher und ich meine, die können ja auch stolz sein. Vor 96 Jahren, also 1918, wurde zum ersten Mal die Unabhängigkeit Lettlands ausgerufen...die hielt leider nicht lange an, weil so ein dummer deutscher General mit einem dummen russischen General (Pavel Bermont) zusammen das nicht anerkennen wollten...
Besagter russischer Offizier marschiert nun auf Riga mit seinen Truppen, doch die Rigaer ließen sich das nicht gefallen und leisten erfolgreich Widerstand. Das Ende des Liedes...1920 unterschrieb Russland den Friedensvertrag von Riga und erkannte so die Unabhängigkeit Lettlands an. Und Deutschland ?
Tja, wir werden von ein paar sturen alten Männern regiert zu dieser Zeit. Doch die alte Elite soll endlich weg, und so gründet Deutschland seine erste Demokratie. Warum machen wir das nicht zu unserem Nationalfeiertag?
Aber zurück zu unserm kleinen baltischen Staat. Die Letten freuen sich natürlich unglaublich und können ihr Glück kaum fassen. Und dann kommt da ein noch dümmerer Deutscher um die Ecke und macht alles kaputt.
Ja die Rede ist von dem Mann, der uns immer noch die Luft anhalten lässt, wenn wir über seine Taten nachdenken. Aber langsam... erst kommt ein sehr mächtiger und abgrundtief böser Russe und übernimmt Lettland, denn im Hitler-Stalin-Pakt wurde Osteuropa aufgeteilt. Das gesamte Baltikum sieht Stalin schon als sichere Bank, auch ist Riga als Hansestadt und wirtschaftliches Drehkreuz in Nordosteuropa nicht unbedeutend. Doch schon zwei Jahre später, 1941 nämlich, übernahm die deutsche Wehrmacht Lettland. Und so kam es, wie es auch in anderen von Deutschen besetzten Ländern war...es begann auch in Lettland die Judenverfolgung. Hatte das kleine Land zuerst noch gedacht, dass Deutschland die Unabhängigkeit Lettlands achten würde, so folgete bald die harte Realität, denn ein unabängiger Staat war in dem deutschen Programm für Lettland nicht vorgesehen. Vorbei war der Traum von dem eigenen Land.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges hatten die Deutschen natürlich nichts mehr zu melden und so übernahm wieder einmal der Russe die Macht.
So wurden tausende Russen in die baltischen Staaten umgesiedelt und die Letten wurden zu einer Minderheit im eigenen Land und die Zugehörigkeit zur Sowjetunion von der UNO gar nicht erst angefochten.
Doch die Letten sind ein ruhiges Volk, welches sich auch viel gefallen lässt doch irgendwann war es auch den Letten zu viel und so kam es zur "singenden Revolution" im Jahre 1990. Das Volk aller drei baltischen Staaten bildete eine Menschenkette, die von Vilnius nach Riga bis nach Tallin reichte. Millionen von Menschen reichten sich die Hände und sangen!
Es ist unglaublich...an einem warmen Augusttag machen drei kleine Länder Revolution und ihr Anlass? 50 Jahre Hitler-Stalin-Pakt. Das sind 50 zuviel und so geht das Baltikum in die Geschichte ein mit dem "baltischen Weg".
Und wisst ihr was mich am meisten ärgert? Ich hab in der Schule zwei ganze Jahre lang in einem Leistungskurs Geschichte gesessen und es ist nie auch nur der Name gefallen aber dafür weiß ich was ein Mythos ist. Und ich weiß verdammt noch mal alles mögliche über die französische Revolution, ja sogar über ein ganz paar Revolutionen mehr aber nie hat es jemand für wichtig gehalten mir was über die schönste aller Revolutionen zu erzählen, bei der niemand sein Leben gelassen hat und sich mit einem mal alle einig waren und die Russen an die Wand gesungen haben!!! Ja ok wir haben in Deutschland auch unsere "friedliche Revolution" und das ist auch toll und man kann stolz darauf sein auf jeden Fall sogar!
Versteht mich nicht falsch aber das ist unsere deutsche Arroganz, die uns noch bis heute anhaftet. Vielleicht kommt irgendwann mal die Zeit, wo wir über den Tellerrand hinaus schauen und uns für die anderen interessieren und uns ein Beispiel an ihnen nehmen... nicht nur an Amerika, Frankreich oder sonst wem, sondern auch an den kleinen Ländern dieser Welt mit all ihrer Liebenswürdigkeit und ihrer Gabe, einfach mal glücklich zu sein und den Augenblick zugenießen und sei es nur mal für einen Tag...
Ich wünsche mir deshalb auch so einen Tag für uns! Ein Tag der nicht missbraucht wird um rechte Parolen zu brüllen und an dem wir uns nicht als Nazis beschimpfen lassen müssen von allen anderen Ländern, sondern ein Tag an dem wir stolz und glücklich sein dürfen. Auf ein Land, welches zum Glück in seiner Geschichte noch mehr aufzuweisen hat als 15 Jahre Diktaur eines Verrückten.
Also denk darüber nach ;)
Eure Arite (die noch ganz gefesselt ist von dem gestrigen Tag und auch ein Fähnchen geschwenkt hat )